Der Leseteufel
(aus: Siegfried Lenz, Der Leseteufel, 1955)
Zu dieser Zeit, wie gesagt, hatte sich Hamilkar Schaß, mein Großvater, fast ohne fremde Hilfe die Kunst des Lesens beigebracht. Er las bereits geläufig dies und das. Dies: Damit ist gemeint ein altes Exemplar des Masuren-Kalenders mit vielen Rezepten zum Weihnachtsfest; und das: Darunter ist zu verstehen das Notizbuch eines Viehhändlers, das dieser vor Jahren in Suleyken verloren hatte. Hamilkar Schaß las es wieder und wieder klatschte dabei in die Hände, stieß, während er immer neue Entdeckungen machte, sonderbare dumpfe Laute des Jubels aus, mit einem Wort: Die tiefe Leidenschaft des Lesens hatte ihn erfasst.
- Eigenname
- maskulines Nomen
- zusammengesetzes maskulines Nomen
- neutrales Nomen
- zusammengesetztes neutrales Nomen
- Feminines Nomen
- Nomen im Plural
Die Nomina
- werden mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben.
- werden dekliniert.
- haben ein festes Genus, d. h. sie sind entweder maskulin oder feminin oder neutral. Es gibt allerdings auch Nomina mit schwankendem oder unterschiedlichem Genus
- haben einen Numerus, d. h. sie sind entweder im Singular oder im Plural.
- können einen Artikel oder ein Artikelwort vor sich haben, die Genus, Numerus und Kasus signalisieren.
das Wetter
bei diesem Wetter - Die Nomina werden nicht immer von einem Artikel begleitet. Personennamen und geographische Namen haben den Artikel, nur wenn ein Attribut vorangeht.
- Karl ist ein guter Mensch. Auf den guten Karl kann man sich immer verlassen.
Rom ist die Hauptstadt von Italien. Die Touristen bewundern das antike Rom.
Wir waren im Urlaub auf Sardinien. Auf dem schönen Sardinien haben wir tolle Tage verbracht. - können von einem oder mehreren Adjektiven begleitet werden, die vor dem Nomen stehen.
bei schlechtem, regnerischem Wetter
schöne, erlebnisvolle Tage - können von einem oder mehreren Adverbien begleitet werden, die nach dem Nomen stehen.
das Wetter heute
die Arbeit gestern und vorgestern - können ein Satzglied mit Attributen bilden.
Eine herrliche Route durch die grüne Landschaft führt uns nach Lübeck, der charmvollen Stadt in Schleswig-Holstein, die Thomas Mann ihren Ruhm verdankt. - Einige Nomina haben eine Valenz.
Ärger über + Akkusativ
Freude an + Dativ
Interesse für + Akkusativ - Oft kürzt man Nomina ab.
das Abitur Abi
das DiapositivDia
die MathematikMathe
der AuszubildendeAzubi
die Compact DiskCD
der LastkraftwagenLKW
Das Genus
Nicht immer kann man an einem Nomen erkennen, ob es maskulin, feminin oder neutral ist. Deshalb sollte man die Nomina immer mit Artikel und Pluralform lernen. Einige Regeln kann man aber erkennen.
Maskuline Nomina
- die Benennungen aller männlichen Personen.
Freund, Chef, Arzt, Gast, Franzose… - die Wochentage.
Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag. - die Monate.
Januar, Februar, März, April, Mai, Juni, Juli, August, September, Oktober, November, Dezember. - die Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbst, Winter.
- die Namen von Zügen und Autos.
Eurocity, Volkswagen, Porsche, Fiat… - die Namen von manchen Flüssen.
Rhein, Neckar, Po, Nil… - die Nomen auf agoge, and, aner, ant, ar, är, at, ent, er, et, eur, ig, iker, ismus, ist, ling, ologe, or.
Beispiele
Nomen | Pluralendung | Nomen im Plural | |
---|---|---|---|
agoge | Pädagoge | n | Pädagogen |
and | Doktorand | en | Doktoranden |
aner | Amerikaner | — | Amerikaner |
ant | Demonstrant | en | Demonstranten |
ar | Bibliothekar | e | Bibliothekare |
är | Revolutionär | e | Revolutionäre |
at | Kandidat | en | Kandidaten |
ent | Student | en | Studenten |
er | Meister | — | Meister |
et | Athlet | en | Athleten |
eur | Regisseur | e | Regisseure |
ig | Pfennig | e | Pfennige |
iker | Politiker | — | Politiker |
ismus | Optimismus | — | — |
ist | Pianist | en | Pianisten |
ling | Schmetterling | e | Schmetterlinge |
ologe | Psychologe | n | Psychologen |
or | Doktor | en | Doktoren |
- die meisten Nomen auf el, en, er, us.
Beispiele
Nomen | Pluralendung | Nomen im Plural | |
---|---|---|---|
el | Apfel | — | Äpfel |
en | Kuchen Garten | — | Kuchen Gärten |
er | Kellner Bruder | — | Kellner Brüder |
us | Rhythmus | en | Rhythmen |
Neutrale Nomina
- die substantivierten Verben.
Essen, Reisen, Vergnügen… - die Benennung der Sprachen.
Deutsch, Italienisch, Englisch… - die Namen von Kinos, Cafés und Hotels.
Astor, Odeon, Kempinski… - Städtenamen.
Bonn, Berlin, Frankfurt, Lübeck… - Ländernamen.
Deutschland, Österreich, Italien, Polen…
(mit Ausnahme derjenigen, die einen Artikel verlangen: die Schweiz, die USA…) - die Namen der Inseln.
Helgoland, Sylt, Sizilien, Sardinien… - die Noten.
C, D, E, F, G, A, H, C. - die Verkleinerungsformen auf chen, lein.
Häuschen, Männlein, Fräulein…
Feminine Nomina
- die Namen von manchen Flüssen.
Elbe, Oder, Neiße, Donau… - die Zahlen.
Eins, Hundert, Tausend, Million, Milliarde… - die Namen der Motorräder.
Honda, Kawasaki… - die Namen auf age, anz, atur, ei, enz, erie, euse, heit, ie, ik, in, ion, ität, itis, schaft, thek, ung, ur.
Beispiele
Nomen | Pluralendung | Nomen im Plural | |
age | Reportage | n | Reportagen |
anz | Redundanz | en | Redundanzen |
atur | Reparatur | en | Reparaturen |
ei | Konditorei | en | Konditoreien |
enz | Kompetenz | en | Kompetenzen |
erie | Pedanterie | n | Pedanterien |
heit | Freiheit | en | Freiheiten |
keit | Fertigkeit | en | Fertigkeiten |
ie | Melodie | n | Melodien |
ik | Klinik | en | Kliniken |
in | Freundin | nen | Freundinnen |
ion | Diskussion | en | Diskussionen |
ität | Qualität | en | Qualitäten |
itis | Arthritis | — | — |
schaft | Freundschaft | en | Freundschaften |
thek | Bibliothek | en | Bibliotheken |
ung | Einladung | en | Einladungen |
ur | Kultur | en | Kulturen |
Nomen mit schwankendem Genus
- können bei gleicher Bedeutung zwei oder drei Genera haben.
der / das / die Dschungel
der / das Liter
der / das Meter
usw.
Der Numerus
- Das Nomen steht entweder im Singular oder im Plural.
- Der Plural wird mit bestimmten Morphemen markiert:
Pluralmorpheme
- keine Pluralendung und kein Umlaut. Der Plural stimmt mit dem Singular überein.
der KuchenKuchen
das FräuleinFräulein - mit Umlaut
der GartenGärten
die MutterMütter
die TochterTöchter - mit Endung e, mit oder ohne Umlaut.
der TagTage
der BallBälle
das SchiffSchiffe
die HandHände
die KenntnisKenntnisse - mit Endung er, mit oder ohne Umlaut.
der GeistGeister
der MannMänner
das BildBilder
das HausHäuser - mit Endung en oder n, wenn das Nomen mit e endet. Das ist die häufigste Pluralendung.
der MenschMenschen
der BoteBoten
die AntwortAntworten
die StundeStunden - mit Endung s, bei Fremdwörtern, Nomina mit Endvokal und Abkürzungen.
das Hotel Hotels
der OpaOpas
das AutoAutos
die CDCDs - mit Endung a bei Wörtern lateinischen Ursprungs, wobei die letzte Silbe wegfallen kann.
das VisumVisa
das KlimaKlimata - Manche Nomina haben nur den Singular.
– Eigennamen.
Karl, Bodo, Bettina…
– abstrakte Nomen:
der Sport, die Liebe, das Glück…
– Benennung von Materialien.
der Schinken, die Milch, das Wasser…
– Sammelnamen.
der Urlaub, die Umwelt, das Obst…
– als Nomen gebrauchte Verben im Infinitiv.
das Leben, das Essen… - Manche Nomina haben nur den Plural.
die Leute, die Eltern, die Möbel, die Ferien… - In Zusammensetzungen hat Mann eine besondere Pluralform.
FachmannFachleute - Familiennamen mit der Endung s bezeichnen eine Familie.
Herr und Frau Köhler Köhlers
Familie Weber Webers
Die Deklination
Maskulinum I | Maskulinum II | Neutrum | Femininum | Plural | |
---|---|---|---|---|---|
Nominativ | Mann | Mensch | Kind | Frau | Leute |
Akkusativ | Mann | Menschen | Kind | Frau | Leute |
Dativ | Mann | Menschen | Kind | Frau | Leuten |
Genitiv | Mannes | Menschen | Kindes | Frau | Leute |
- Bei den Maskulina gibt es zwei Deklinationsparadigmen (Maskulinum I und Maskulinum II).
- Feminina, Neutra und der Plural haben jeweils ein Deklinationsparadigma.
- Bei allen Feminina ist der Fall nicht markiert.
- Die Neutra markieren den Genitiv mit der Endung (e)s.
- Der größte Teil der Maskulina – auch Eigennamen – wird nach Maskulinum I dekliniert: der Genitiv wird mit (e)s markiert.
- Nach Maskulinum II werden Mensch, Herr und eine kleinere Gruppe von Maskulina auf e, and, ant, ent, ist, oge dekliniert: alle Fälle mit Ausnahme des Nominativs Singular werden mit (e)n markiert.
- Im Plural markieren alle Nomina den Dativ mit der Endung (e)n.
- Alle Personennamen, auch die Feminina, haben die Genitivendung s.
- Martinas Geburtstag
- Die alte Dativendung e tritt noch in manchen Ausdrücken auf.
nach Haus / nach Hause - Ein eigenes Deklinationsparadigma haben:
Herr
Singular | Plural | |
---|---|---|
Nominativ | Herr | Herren |
Akkusativ | Herrn | Herren |
Dativ | Herrn | Herren |
Genitiv | Herrn | Herren |
Herr wird nach Maskulinum II dekliniert, verhält sich aber anders als die anderen Nomina dieser Gruppe: die Endung ist n im Singular und en im Plural.
Buchstabe
Maskulinum | |
---|---|
Nominativ | Buchstabe |
Akkusativ | Buchstaben |
Dativ | Buchstaben |
Genitiv | Buchstabens |
Friede(n)
Maskulinum | |
---|---|
Nominativ | Friede(n) |
Akkusativ | Frieden |
Dativ | Frieden |
Genitiv | Friedens |
Glaube
Maskulinum | |
---|---|
Nominativ | Glaube |
Akkusativ | Glauben |
Dativ | Glauben |
Genitiv | Glaubens |
Name
Maskulinum | |
---|---|
Nominativ | Name |
Akkusativ | Namen |
Dativ | Namen |
Genitiv | Namens |
Wille
Maskulinum | |
---|---|
Nominativ | Wille |
Akkusativ | Willen |
Dativ | Willen |
Genitiv | Willens |
Herz
Neutrum | |
---|---|
Nominativ | Herz |
Akkusativ | Herz |
Dativ | Herz(en) |
Genitiv | Herz(en) |