Ein Extremist sagt:
Wir hassen die Gleichheit. Unterschiede gefallen uns. Die egalitären Reden auf den Kongressen der Gewerkschaften sind die schiere Demagogie. Niemand glaubt daran. Wir sind kein Kollektiv, wir sind eine Ansammlung freier Individuen: Niemand ist verantwortlich für das Ganze. An einem Schalter warten, bis ich dran bin? Nie und nimmer. Das schlechte Gewissen ist eine unbekannte Größe. Wir haben zwar eine linke Rhetorik, aber kein soziales Über-Ich. Ihr andern müsst euch immer an eine Regel halten, und an dieser Regel geht ihr zugrunde. Wir delegieren dagegen nichts an das Kollektiv, und das macht uns zu freien Menschen. Wir helfen, nicht anonym durch Vorschriften, Bescheinigungen, Computer, sondern in eigener Person, unmittelbar und unerbittlich.

(aus: Hans Magnus Enzensberger, Ach Europa!, 1989)
  • Partikel
  • Pronomen
  • Artikel
  • Präfix
Porträt des rot gekleideten Tänzers Alexander Sacharov, von Alexej von Jawlensky gemalt.
Alexej von Jawlensky,
Alexander Sacharov (1909)

Negationswörter

  • verändern den Wahrheitswert des Satzes.
  • Zwei Negationswörter können nicht zusammen in einem einfachen Satz auftreten.
  • Negationswörter sind:

das sogenannte Satzäquivalent nein

  • fasst einen negativen Satz in einem Wort zusammen.
    Kommst du mit ? – Nein (= Ich komme nicht mit)
    Der Film war aber spannend! – Aber nein. (= Er war nicht spannend.) Er war total langweilig.

die Partikel nicht

  • steht in Sätzen, in denen keine indefiniten Elemente enthalten sind.
    Wir sind ins Kino gegangen.
    Wir sind nicht ins Kino gegangen.
    (Wir haben einen schönen Film gesehen.
    Wir haben keinen schönen Film gesehen.)
  • steht am Satzende oder vor dem Verbteil, der den Satz abschließt, um den Sachverhalt des ganzen Satzes zu verneinen.
    Heute besichtigen wir diese Kirche nicht.
    Heute wollen wir diese Kirche nicht besichtigen.
  • steht vor einem Satzglied, um den Sachverhalt des Satzgliedes zu verneinen.
    Heute wollen wir nicht diese Kirche besichtigen. (eine andere Kirche aber schon!)
    Diese Kirche wollen wir nicht heute besichtigen. (an einem anderen Tag aber schon!)
  • kann in Hauptsätzen nicht vor dem finiten Verb stehen.

der Negativartikel kein / keine.
die Pronomina niemand, nichts, keiner / keines / keine.
die Adverbien nie, niemals, nimmer, nirgends, nirgendwo, nirgendwohin, keineswegs.
der Konjunktor weder… noch.

Zu beachten 1: kaum

  • Die Partikel kaum ist eigentlich keine Negation, da sie den Sachverhalt des Satzes, in dem sie enthalten ist, nicht verneint.
  • Sie kann aber in gewisser Hinsicht zu den Negationswörtern gerechnet werden, da sie
    – die Bedeutung der Äußerung stark beeinträchtigt.
    – nicht zusammen mit einer Negation in demselben Satz enthalten sein kann.
    In der ersten Nacht haben wir kaum geschlafen.
    Das ist kaum zu glauben.

Zu beachten 2: sonstige negative Elemente

Verneinend sind auch folgende Wörter oder Wortteile, ohne allerdings Negationswörter zu sein:

  • die Präfixe un, a, des, in und ir.
    Fritz hat sich unverschämt benommen.
    Anton ist ein asozialer Mensch.
    Anton ist immer total desinformiert.
    Du bist aber intolerant.
    Das ist aber eine ganz irreale
    Geschichte
  • die Suffixe los und frei.
    Es wurden geschmacklose Speisen serviert.
    Es wurden nur alkoholfreie Getränke serviert.
  • die Präposition ohne.
    Bei diesem Wetter kannst du nicht ohne Regenschirm ausgehen.
  • Da diese Wörter oder Wortteile keine Negationen sind, können sie in einem Satz zusammen mit einem echten Negationswort auftreten.
    Fritz hat sich nicht unverschämt benommen.
    Es wurden keine geschmacklosen Speisen serviert.
    Nirgendwo wurden alkoholfreie Getränke serviert.