Ansprache zum Schulbeginn
Liebe Kinder, da sitzt ihr nun, alphabetisch oder nach der Größe sortiert, zum ersten Mal auf diesen harten Bänken. Euch ist bänglich zumute, und man kann nicht sagen, dass euer Instinkt trüge. Eure Stunde X hat geschlagen. Die Familie gibt euch zögernd her und weiht euch dem Staate. Lasst euch eure Kindheit nicht austreiben! Schaut, die meisten Menschen legen ihre Kindheit ab wie einen alten Hut. Sie vergessen sie wie eine Telefonnummer, die nicht mehr gilt.
Der Lehrer ist kein Offizier und kein lieber Gott. Er weiß nicht alles, und er kann nicht alles wissen. Wenn er trotzdem allwissend tut, so glaubt es ihm nicht. Gibt er aber zu, dass er nicht alles weiß, dann liebt ihn: Dann verdient er eure Liebe. Misstraut euren Schulbüchern gelegentlich. Sie sind nicht der Weisheit letzter Schluss. Glaubt auch den Geschichten nicht, worin der Mensch immer gut ist und der Held vierundzwanzig Stunden am Tag tapfer! Glaubt und lernt das bitte nicht, sonst werdet ihr euch, wenn ihr später ins Leben hineintretet, sehr wundern.

(aus: Erich Kästner, Ansprache zum Schulbeginn, 1950)
Zeichnung von Wilhelm Busch. Karikatur eines strengen Lehrers.
Wilhelm Busch,
Lehrer Lämpel (1865)

Die Dativergänzung

  • ist durch den Dativ charakterisiert.
  • wird mit einer Nominalgruppe realisiert.

Beispiele

  • Nominalgruppe: Nomen und Pronomen im Dativ (+ Attribute)
    Ich habe dem Reisenden geholfen.
    Ich habe dem Reisenden ohne Gepäck geholfen.
    Ich habe dem Reisenden, der sein Gepäck vermisste, geholfen.
    Misstraut den Schulbüchern.
  • Anapher: Pronomen im Dativ
    Ich habe ihm geholfen.
    Wem hast du geholfen?
    Euch ist banglich zumute.
    Lasst euch eure Kindheit nicht austreiben.

Zu beachten 1: Reflexivpronomen

  • Das Pronomen im Dativ, das bei reflexiven Verben steht, ist keine Dativergänzung, weil es durch keine Nominalgruppe ersetzt werden kann. Es muss als Bestandteil des Verbs betrachtet werden.
    Ich bilde mir nichts ein.
    Er bildet sich nichts ein.
    mir und sich sind nicht ersetzbar.
    Bestandteil des Verbs
    Herr Kleiber wünscht sich einen schönen Urlaub.
    Herr Kleiber wünscht mir einen schönen Urlaub.
    Herr Kleiber wünscht euch einen schönen Urlaub.
    sich ist ersetzbar.
    Dativergänzung

Zu beachten 2: freier Dativ

  • Zu den Dativergänzungen kann auch der sogenannte ,freie Dativ‘ gerechnet werden, der auf jemanden verweist, zu dessen Gunsten (oder Ungunsten) etwas vollzogen wird. Der freie Dativ kann zwar wegfallen, ohne dass der Satz darunter leidet, kann aber nicht zu den Angaben gezählt werden, weil er nicht bei allen Verben stehen kann, sondern nur bei einer Teilmenge.
    Der Herr hielt der alten Dame die Tür nicht auf.
    Würden Sie uns bitte ein Glas Wasser holen?
  • Die Dativergänzung eines aktiven Satzes bleibt im passiven Satz unverändert.
  • Man hat dem Reisenden geholfen.  aktiv   

Passiv

passiv Dem Reisenden ist geholfen worden.                 

Das Nobel-Komitee hat dem berühmten Physiker den Nobelpreis verliehen.aktiv

passiv Dem berühmten Physiker ist der Nobelpreis verliehen worden.