Warum sollte man zu einer Grammatik greifen, wenn das Lernziel die Kommunikation ist. Schon im 17. Jahrhundert hatte der große Pädagoge Comenius behauptet, dass man eine Sprache besser lernt, indem man sie gebraucht, als durch die Regeln.
Um wirkungsvoll zu kommunizieren, muss man sich nämlich vor allem an die gesellschaftlichen Konventionen halten, die von den zahlreichen Faktoren des kommunikativen Kontextes abhängen. Man muss sich aber auch an die Regeln der Sprache halten, die stabiler und leichter systematisierbar erscheinen, und zwar auch unabhängig vom konkreten Kontext.
Wenn man spricht oder schreibt, verwendet man die Wörter nicht isoliert. Die sprachlichen Elemente werden in gesprochenen und geschriebenen Texten miteinander kombiniert. Die Grammatik stellt die Elemente, die sich in den Texten verflechten, systematisch dar, wobei Regelmäßigkeiten dargestellt werden, die allerdings unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet werden und unterschiedlich systematisiert werden können. Es können deshalb verschiedene Grammatiken entstehen, jede von ihnen nach bestimmten Prinzipien aufgebaut. Die einzig wahre Grammatik, die kohärent alle sprachlichen Phänomene erklärt, existiert nicht. Die Kriterien, nach denen die Elemente der Sprache organisiert werden, sind subjektiv. „Jede geschriebene Grammatik ist nichts als ein System von Hypothesen über die Sprache.“ So Ulrich Engel. Eine von diesen „Hypothesen“ ist die Dependenzgrammatik.

Ölgemälde von Wassily Kandinsky. Elementare geometrische Elemente (Kreise, Dreiecke, Quadrate, Linien) auf einer hellen Grundfläche.
Wassily Kandinsky, Komposition VIII (1923)