„Wir dürfen uns über blühendes jüdisches Leben in Deutschland freuen.“ So sprach 2020 die Bundeskanzlerin Angela Merkel die jüdische Gemeinschaft Deutschlands an, wobei sie darauf verwies, dass sie die drittgrößte Europas sei.
Juden, die in Verstecken oder Konzentrationslagern den Holocaust überlebt hatten, waren zurückgekehrt. Flüchtlinge aus den östlichen Gebieten waren hinzugekommen. Die jüdische Gemeinschaft, die über Jahrhunderte das deutsche Leben mitgeprägt hatte, war wieder ein konstitutiver Teil des deutschen Lebens geworden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-45), nach dem Genozid an sechs Millionen europäischen Juden, hätte man sich nicht vorstellen können, dass wieder Juden in Deutschland leben würden. Die Entwicklung der freien pluralen demokratischen Gesellschaft der Nachkriegszeit hat es aber geschafft, dass man die Integration von Rückkehrern und Zuwanderern als gelungen erachten kann. Andererseits wird auch die Erinnerung an das Unfassbare wachgehalten. Denn mit dem Holocaust haben Deutsche eine Brutalität begangen, die in der Geschichte keine Parallele hat.
Diese Lerneinheit versucht, einen Einblick in das Schicksal der Juden zu verschaffen, die im Laufe der Jahrhunderte den deutschen Sprachraum bewohnt und Einfluss auf die deutsche Kultur ausgeübt haben, aber auch verfolgt, vertrieben und ermordet wurden.