Die Verhandlung
(aus Bernhard Schlink, Leseprobe – Der Vorleser, 1995)
Ich habe keinen Tag der Gerichtsverhandlung ausgelassen. Die anderen Studenten wunderten sich. Der Professor begrüßte, dass einer von uns dafür sorgte, dass die nächste Gruppe erfuhr, was die letzte gehört und gesehen hatte.
Nur einmal sah Hanna ins Publikum und zu mir hin. Sonst wandte sie den Blick an allen Verhandlungstagen zur Gerichtsbank, wenn sie von einer Wachtmeisterin hereingeführt wurde und wenn sie ihren Platz eingenommen hatte. Das wirkte hochmütig, und hochmütig wirkte auch, dass sie nicht mit den anderen Angeklagten und kaum mit ihrem Anwalt sprach. Die anderen Angeklagten redeten miteinander allerdings desto weniger, je länger die Gerichtsverhandlung dauerte. Sie standen in den Verhandlungspausen mit Verwandten und Freunden zusammen, winkten und riefen ihnen zu, wenn sie sie morgens im Publikum sahen.
Die Akkusativergänzung
- ist durch den Akkusativ charakterisiert.
- kann
– mit einer Nominalgruppe
– mit einem Hauptsatz
– mit einem Nebensatz
– mit einer Infinitivkonstruktion
realisiert werden
Ein Nomen im Akkusativ ist nicht immer eine Akkusativergänzung. Es kann sich auch um eine Prädikativergänzung oder eine Expansivergänzung handeln.
Beispiele
- Nominalgruppe: Nomen und Pronomen im Akkusativ (+Attribute)
Die Gruppe macht einen Stadtrundgang.
Die Gruppe macht einen Stadtrundgang mit Führung.
Die Gruppe macht einen Stadtrundgang, der zwei Stunden dauert. - Anapher: Pronomen im Akkusativ
Die Gruppe macht ihn.
Was macht die Gruppe? - Hauptsatz
Alle wissen (es), der Stadtrundgang dauert zwei Stunden.
(es fakultatives Korrelat) - dass-Satz
Alle wissen, dass der Stadtrundgang zwei Stunden dauert.
Dass der Stadtrundgang zwei Stunden dauert, wissen alle. - eingeleiteter Fragesatz
Alle wissen, wie lange der Stadtrundgang dauert.
Wie lange der Stadtrundgang dauert, wissen alle. - Infinitivkonstruktion
Die Gruppe hat vor, einen Stadtrundgang zu machen.
Einen Stadtrundgang zu machen, hat die Gruppe vor.
Zu beachten 1: Reflexivpronomen
- Das Pronomen im Akkusativ, das bei reflexiven Verben steht, ist keine Akkusativergänzung, weil es durch keine Nominalgruppe ersetzt werden kann. Es ist Bestandteil des Verbs.
Die Studenten wunderten sich.
Der Fahrgast beeilt sich.
Wir kümmern uns um das Gepäck.
sich und uns sind nicht ersetzbar.
sind Bestandteile des Verbs.
Ich wasche mich. / Ich wasche das Kind.
Er wäscht sich. / Er wäscht das Kind.
mich und sich sind ersetzbar.
Akkusativergänzung
Zu beachten 2: nicht ersetzbares es
- Es gibt Sätze, in denen es obligatorisch und nicht ersetzbar ist. Es ist Bestandteil des Verbs und gilt nicht als Akkusativergänzung.
Wir haben es eilig
Wir meinen es gut mit dir.