In der Definition der grammatikalischen Kategorien verfährt die Dependenzgrammatik anders als die herkömmlichen Grammatiken. Diese Grammatiken benutzen semantische Kriterien, die nicht gut geeignet sind, um erkennbare Kategorien festzulegen. Das Nomen, zum Beispiel, bezeichnet nicht nur „Lebewesen und Gegenstände” – wie Läufer, Katze, Schachtel, usw. −, obwohl es traditionell so definiert wurde. Es kann auch Begriffe anderer Art – wie Geographie, Intensität, Schönheit, usw.− benennen. Wenn aber die Definition des Nomens auch andere Fähigkeiten einschließen würde, wie zum Beispiel die „Qualität”, würde sie sich mit der Definition des Adjektivs überlappen, dem die semantisch gegründeten Grammatiken diese Funktion zuschreiben.
Die Dependenzgrammatik versucht nicht, die sprachlichen Phänomene – die oft keine rationelle Erklärung haben – rationell zu erklären. Sie analysiert, wie sich die Wörter verändern und welche Beziehung sie zueinander herstellen können. Die sprachlichen Elemente werden aufgrund von folgenden Kriterien beschrieben:
– Dem Verb wird die zentrale Rolle zuerkannt, den Kern des Satzes zu bilden.
– Die Wörter werden auf Grund ihrer Fähigkeit / Unfähigkeit klassifiziert, sich miteinander als Satzglied zu kombinieren, den Kern eines Satzgliedes zu bilden und eine direkte Beziehung mit dem Verb einzugehen.
– Die Satzglieder werden aufgrund der Beziehung definiert, die sie mit dem Verb eingehen.
Dieses Verfahren gründet auf einer formellen Analyse. Deshalb eignet sich die Dependenzgrammatik besonders für Fremdsprachenlernende, die die Systeme der Sprache erkennen müssen, auch wenn sie die Bedeutung von Wörtern, Sätzen und Texten kaum verstehen.